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02.07.2021
Da lag ich nach der Impfung fast die ganze Nacht wach, mit hitzig pochendem Kopf und Schmerzen in allen Knochen. Wie unsäglich lang die Zeit da wird. Ich musste an Menschen wie Roman Protassewitsch denken. Wie leicht man einen Menschen an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen kann. Wie viel Schlimmes er durchgemacht haben muss, viele wache Nächte vielleicht, viel stärkere Schmerzen, um solch ein widerliches Interview sich abzwingen zu lassen.
Ich fühlte mich so erbärmlich, so schwach, so ein Wurm von Mensch. Jetzt ist es längst wieder vorbei und es ist eine Gnade, dass ich mich fühlend kaum daran erinnere. Doch in meinem Bewusstsein will ich es behalten: Wie begrenzt ich auch bin, wie klein und bedürftig. Demut scheint mir die wichtigste Lehre daraus zu sein. Nochmal ein ganz anderer Zugang zu dem Jesus-Wort: „Ihr alle aber seid Geschwister.“ Ihr alle aber seid verbunden in Eurer Menschlichkeit, verwundbar, begrenzt, ohnmächtig dem Leben gegenüber. Niemand soll das verleugnen und sich darüber erheben wollen und nur den starken Mann markieren wie z.B. ein Donald Trump in seiner Dummheit nach seiner Coviderkrankung.
Eine Spiritualität, die diese nackte Menschlichkeit verleugnet, wird grausam und zwangsläufig missbräuchlich. Psychologisch nennt man das ja nicht umsonst unseren Schatten, der aber zu unserem Dasein als Menschen gehört eben wie der Schatten zum Licht. Nur Lucky Luke schießt schneller als sein Schatten – nicht umsonst nur eine Comic-Figur!
Der weise Carl Gustav Jung sagte es fachlich so:
„Der Mensch muss sich eingehend mit seinem Schatten beschäftigen. Ohne eine mutige Auseinandersetzung damit gibt es keinen seelischen Fortschritt, sondern die gefährliche Projektion unserer Schattenseiten auf ‚den anderen‘.“
Ich erinnere mich noch gut an eine Meditationszeit, in der mir ganz überraschend nicht die ersehnte Ruhe oder Liebe zuteilwurde, sondern glatt das Gegenteil: Die unmittelbare Wahrnehmung großer Aggression in mir: Der Gedanke an einen damaligen Geschäftsführer im Krankenhaus, der mir das Leben als Seelsorger dort recht schwer machte mit seiner kaltschnäuzigen und opportunistischen Unfähigkeit. Jetzt auf einmal im stillen Hören auf meine Tiefe drang da ein unglaublicher Hass hervor, ja wirklich Mordlust: Ich hätte ihm den Hals umdrehen können! Was für ein Erschrecken. Das hätte ich mir im Alltagsbewusstsein nie zugestanden. Aber hier im betenden Meditieren konnte ich es zulassen und anschauen: Auch das bist Du! Und das macht Dich ganz und Du musst Dich diesen dunklen Kräften nicht ergeben, aber sie als Energiekraft annehmen.
Nach diesen 30 Minuten fühlte ich mich wie die Luft nach einem Gewitter, gereinigt, kraftvoll und klar. Sie kennen das vielleicht auch aus Träumen, die uns diesen dunklen Schatten-Spiegel vorhalten können, um uns wachsen zu lassen, wenn wir den Mut finden hineinzuschauen, dadurch das Dunkel ins Licht halten und der göttlichen Kraft unserer Seele anvertrauen.
Wird der Schatten ins Dunkel verdrängt, wird er zur Bestie, die irgendwann die dünne Fassade durchbricht:
Wie kann der nette Mann von nebenan seine Frau und seine Kinder oder die Frau ihre Mutter umbringen oder der Pfarrer das Mädchen vergewaltigen, …?
Wir sind alle Menschengeschwister. Keiner soll sagen, er habe damit nichts zu tun. Wir tragen alles in uns. Helfen wir einander, statt uns zu verurteilen: Urteilt nicht, damit Ihr nicht verurteilt werdet. Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Atmen im luftleeren Raum
Weiteratmen,
atmen, atmen,
atmen.
Stehenbleiben,
standhalten in der Wirklichkeit,
geerdet, wenn die Angst kommt
und der Grund zum Leben schwankt.
Trotz allem dem Boden vertrauen,
nicht auf den doppelten hoffen,
nicht mit dem Wunder rechnen,
aber alles für möglich halten.
Im Fallen kommt Er, Sie, Es
verwandelt alles,
schafft Grund im Abgrund,
ganz anders als je geglaubt.
Vielleicht auch erst morgen.
Aus: Johannes Lieder, Auf Schatzsuche, Echter-Verlag 2011, S. 30
Bleiben wir herzoffen!
Mit solchem Gruß von Johannes Lieder
Köln, den 2. Juli 2021
Johannes Lieder - 12:19 | 1 Kommentar
Danke für diesen Impuls.
Hatte gestern ein Tag mit vielen Schatten, welche sich zeigten. Es war schwer diese anzunehmen und bei mir zu behalten ohne dass sie Schaden anrichten.
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Lieber Johannes Lieder,
ja, genau das ist es, was Sie nach dem Tod Ihres neu ge…
Danke für diesen und den vorherigen Artikel! Beide machen Mut!
Wäre unser K…
Bete ich und schaue was sichtbar wird.
Danke für den Impuls
Danke für diesen Impuls.
Hatte gestern ein Tag mit vielen Schatten, welche sic…
Ich begann mit der Suche nach “IHM” während der Krankheit meines Mannes. - Ich …
Herzlichen Dank für Ihr Mitgehen!
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