Exodus heute
Impulse für Menschen im Kirchenaufbruch

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04.06.2021

Impuls 10: Grund zur Freude

Wie bin ich selbst zu einem persönlichen Glauben und existentiellen Beten gekommen?
Es war mit 16 Jahren, vor einigen Monaten hatte ich meinen ältesten Bruder durch einen Motorradunfall verloren und zugleich war ich verliebt in eine Mitschülerin, an die ich mich nicht so recht herantraute.
In dieser Aufgebrochenheit landete ich auf einer Interrailtour mit Freunden in der spirituellen Gemeinschaft von Taizè in Burgund. Dort betete ich mir in der wunderbaren stillen „Kirche der Versöhnung“ den Kniebänkchenhintern wund um diese neue Liebe.

Nun, meine Jugendliebe hat mich auch danach nicht erhört, da ist wohl auch Gott machtlos. Aber in diesen Schweigetagen wurde mir eine buchstäblich grund-legende Gotteserfahrung zuteil. Ich sah und spürte: Tiefer als in diesen liebenden Halt werde ich in meinem Leben niemals mehr fallen können.

Seitdem versuche ich auf verschiedenen spirituellen Wegen mit diesem tiefsten Grund in Verbindung zu bleiben, ihn immer lebendiger zu erschließen und lebe so irgendwie immer aus dieser Quelle.

Dazu gibst es diese herrliche kleine Erzählung:

Die Legende vom tiefsten Raum

„Es war einmal ein König, der war bei seinem Volke geachtet und beliebt. Er besaß eine große Schatzkammer, und es machte ihm Freude, seinen Untertanen daraus zu geben, was sie brauchten. Der König hatte allerdings eine Eigenart, die seine Umgebung befremdete. Einmal am Tag, meistens am Morgen, ging er dann in den untersten, den tiefsten Raum seines Schlosses. Dort blieb er für längere Zeit. Jedermann rätselte, was er wohl in diesem Raum tat. Niemand außer ihm durfte diesen Raum betreten.
Als der König alt geworden war und sein Ende kommen fühlte, rief er seinen Sohn, um ihm die Herrschaft zu übertragen. Schließlich führte er ihn auch in jenen Raum, den er täglich selbst aufgesucht hatte. Wie überrascht war der Sohn, als er seinen Fuß hinein setzte: Der Raum war fast leer.

Der König bat seinen Sohn, er möge die Nacht in diesem Raum verbringen. Am nächsten Morgen stieg er hinunter und fragte ihn: „Was wirst du mit diesem Raum machen, wenn ich gestorben bin?“ „Ich werde ihn zumauern lassen“, antwortete der Sohn. Da bat ihn der Vater, eine weitere Nacht darin zu verbringen.

Wieder fragte der Vater ihn am Morgen: „Was wirst du tun mit diesem Raum, wenn ich gestorben bin?“ Der Sohn antwortete: „Die ganze Nacht habe ich hin und her überlegt, wie ich diesen Raum füllen kann, aber ich weiß nicht wie.“ Da bat ihn der Vater, noch eine dritte Nacht in der Kammer zu verbringen.

Als der König am Morgen hinunterging, lag sein Sohn friedlich am Boden und schlief. Ein letztes Mal fragte der Vater: „Was wirst du machen mit diesem Raum, wenn ich gestorben bin?“ Da antwortete der Sohn: „Ich werde wie du jeden Tag in diesen Raum einkehren.“

Kurz darauf starb der König, und der Sohn regierte so gut wie der Vater. Immer hatte er genug, um jedem zu geben, was er brauchte.“ (Quelle unbekannt)

Ich meine, darum geht es, wenn Religion eine aktuelle Bedeutung haben soll:
Ich muss diesen ganz eigenen, stillen Raum in mir finden und in ihm ganz konkret immer wieder Zeit verbringen, in der er mich kraftvoll liebend prägen kann.
So werde ich immer mehr wirklich ein König oder eine Königin in meinem Lebenshaus und muss mich nicht mehr von allen möglichen inneren und äußeren Kräften herumzerren lassen.

Wohin wir kommen, wenn Menschen nicht aus diesem Grund heraus wirken, sehen wir gerade deutlich in immer weiter verbreiteten Depressionen und Beziehungskrisen im persönlichen Bereich oder Repressionen und Machtmissbrauch im gesellschaftlichen Bereich unserer Kirchen und der globalen Krise.

Ich kann es nur immer wieder dringend ans Herz legen:
Machen wir uns auf oder bleiben wir jede und jeder auf dem ganz eigenen Weg auf der Suche nach diesem inneren Liebesraum!
Und helfen wir einander dabei.

Bleiben wir herzoffen.

Mit ebensolchem Gruß von Johannes Lieder

Köln, den 4. Juni 2021

Johannes Lieder - 13:27 | 1 Kommentar

  1. Hannelore

    06.06.2021

    Ich begann mit der Suche nach “IHM” während der Krankheit meines Mannes. - Ich suchte Hilfe!!! - Wie ein Gnadengeschenk war es, mit einem Pater ins Gespräch zu kommen, der eine Ausbildung in Ignatianischer Exerzitienbegleitung hatte. Erst durch diese Gespräche wurde mir klar, wie sehr mir noch die als Kind vermittelte Drohbotschaft - statt Frohbotschaft - den Weg zu einer liebevollen Gottesbeziehung verbaute.
    Gesprächsweise ging ich mit dem Pater über eine mehrjährige Begleitung die wichtigsten Stationen meines Lebens durch. Ziel war, mich immer mehr von dem zu befreien, womit Erziehung und Umwelteinflüsse das “wahre” Wesen, das ER mir gab, als ER mich schuf, zugeschüttet hatten.
    Je mehr ich mich innerlich “befreite”, desto mehr entstand - fühlbar - eine sehnsuchtsvoll/liebevolle Beziehung (nicht ohne auch immer noch einmal wieder kürzere oder längere Strecken gefühlter Einsamkeit!)
    Gut tun mir Texte, die ebenfalls von der Suche und auch vom Ringen um Liebe, Vertrauen, Geborgenheit sprechen, z.B. Psalmtexte, Texte einiger Mystiker oder auch Gedichte der beiden Gedichtbände von Johannes Lieder. Mein Herz fühlt sich angesprochen von Texten, die fühlbar nicht vom Kopf her konstruiert sind, sondern der eigenen Sehnsucht, dem eigenen Suchen und der gefühlten Liebe entspringen.
    Sehr gut taten mir auch immer die alljährlich im Kardinal-Hengsbach durchgeführten Kurzexerzitien mit täglicher Gesprächsmöglichkeit…
    Danke, lieber Johannes Lieder, für alle bisherige hilfreiche Begleitung!

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