Exodus heute
Impulse für Menschen im Kirchenaufbruch

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28.05.2021

Impuls 9: Fußball ist auf dem Platz

In letzter Zeit bekam ich Rückmeldungen, meine Impulse wären recht unkonkret und hätten wenig Alltagsbezug. Ich habe darüber nachgesonnen. Und ich muss sagen: Ja, so ist es wohl. Denn hier und mir geht es um mehr als den Alltag.
Es geht um eine andere Dimension der Wirklichkeit, die allem Alltäglichen vorausgeht, zugrundeliegt und von dort erst den tiefsten Sinn gibt. Es geht um den Glauben an eine göttliche Macht, die liebend in allem wirkt. Davon muss ich sprechen, weil ich es für das Erstrebenswerteste und Notwendigste für Menschen halte, diesen einzigartigen Schatz selbst zu entdecken und in seinem Kraftfeld persönlich heiler zu werden und zu reifen.

Ja, wer dies liest, möge sich ganz konkret fragen:
Glaube ich an etwas derartiges? Klingt da etwas in mir, wenn ich davon höre? Suche ich ein „Mehr“ in meinem Leben? Freiheit für meine Seele von ihren vielfältigen Abhängigkeiten, Kraftfressern und unterdrückenden Kräften?
„Der Himmel in uns, ich meine den Ort, wo in uns Leib und Seele und Glauben sitzen. Ist da was oder ist da nichts, möchte ich heute mal konkret fragen. Knistert da was oder knistert da nix? Wie steht es um uns, das heißt, wie steht es dann auch um den Himmel?“ (Hanns Dieter Hüsch)

Religion und Glaube sind keine Bühnenveranstaltung oder ein Fußballspiel, deren Zuschauer*in ich bin. Lange sind wir als „Kirchgänger+Innen so erzogen und Geprägt worden. Sitzbänke, zurücklehnen, über mich ergehen lassen… Dieses passive Religionskonzept geht gerade unter. Die Kirchenbänke leeren sich.

Selber, bewusster und erwachsen glauben hieße, weiter zu fragen und zu spüren: Reicht mir mein Alltagsleben? Erfüllt das alles meine Seele wirklich ganz? Oder rührt sich da ein Glaube an eine Instanz, die mehr verheißt?
Ich will Dich mit Heil und Liebe überschütten!“ ist das Angebot des gütigen Göttlichen in unsere heiligen Schrift.

„Knistert da was oder knistert da nix?“

Falls da „was knistert“, dann muss ich dem nachgehen, mich dazu verhalten, damit in eine Beziehung zu treten. Nicht theoretisch oder nur im Kopf, sondern als ganzer Mensch mit meiner konkreten aktuellen Verfassung, Befindlichkeit und dem, was ich suche.
Lebe ich zum Beispiel in einer Krise, entdecke depressive Züge in mir, Kraftlosigkeit, Burnoutgefahr: Wo suche ich Hilfe? Klar: psychologisch. Lerne Selbstsorge zu üben, mich besser anzunehmen. Reicht mir das dann? Was ist jetzt genau hier mit dieser Glaubensinstanz?
„Ich hebe meinen Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“ fragt der Beter im Psalm 121. Hat das für mich irgendeine Bedeutung? Und will ich zu dieser Instanz beten, jetzt, hier, mich dieser Hilfe öffnen, ohne zu wissen, wie das gehen kann, vielleicht auch wider die Angst, enttäuscht zu werden:
Ganz konkret mich zurückziehen in einen Raum nur für mich oder allein in die Natur, vielleicht mit Worten frei von der Leber weg oder im einfach unlogisch hoffenden stillen Dasein, im Schweigen wie eine offene Herzensschale.

Das ist sehr konkret! Will ich das? Will ich Schritte dahin wagen? Irgendwie beginnen. Und wenn gar nichts geht, Menschen fragen, die Erfahrung damit haben? Ich muss mich entscheiden: Bleibe ich Zuschauer*in in einer religiösen Vorführung wie in den meisten Gottesdiensten, Vorträgen, Büchern? Das kann ein Einsteigen sein, ein Herantasten, ein Umkreisen, aber schwimmen lerne ich nur im Wasser.
Fußballspielen ist auf dem Platz!

Mich auf das Abenteuer des inneren Betens einlassen, einen ganz bestimmten, für mich stimmigen Übungsweg gehen, auf dem ich ungewöhnliche, ganz konkrete Selbst- und Gotteserfahrungen mache, die spannend sein werden, sehr schön, aber auch ganz neu, gewagt, herausfordernd, eben alles, was intensive Beziehung und wirkliches Leben ausmacht: So steige ich ein in den Erfahrungsraum mündigen Glaubens. Und wovon ich hier rede, wird immer verständlicher und spannender.
„Knistert da was oder knistert da nix?“

Bleiben Sie herzoffen!

Mit ebensolchem Gruß von Johannes Lieder

Köln, den 28.05.2021

Johannes Lieder - 18:18 @ Impulsartikel | Kommentar hinzufügen

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