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23.07.2021
Bis vor 9 Tagen war das Leben hier im Westen Deutschlands noch ganz normal.
Dann kam das Wasser.
Meine Frau und ich, wir sind einigermaßen glimpflich davongekommen. 90 cm Wasserstand im Keller erwischt aber doch eine ganze Menge Sachen, die man da so lagert. Mancher Abschied fällt schwer. Die gemalten Bilder der Kinder, ein theologisches Lexikon von meinem Vater, die russische Literatur meiner Frau… Einen ganzen Container
von 5,5 cbm haben wir gefüllt und jetzt ist alles fort.
Im Garten trocknen die letzten Sachen, die Bautrockner laufen mit einem üblen Lärm im Keller, aber haben schon 190 Liter Wasser aus den Wänden aufgenommen.
Waschmaschine und Trockner konnte ich wieder ans Laufen bekommen. Die Heizung muss noch geprüft werden. Wir schlafen noch immer sehr unruhig. Der Ort, wo ich ab dieser Woche Exerzitien machen wollte, liegt in der Eifel an einem Bach und ist bis
mindestens Ende Juli abgemeldet…
Aber wir leben und unser Haus steht fest und sicher.
Andere hat es deutlich schlimmer bis katastrophal getroffen. Im Nachbarort hier im Kölner Norden (!) sind zwei Fertighäuser im Ganzen 1,5 Meter weggeschwommen. Ein Feld am Dorfrand wurde überflutet und das Wasser drängte bis ins Erdgeschoss in die Häuser. Wie
schlimm es noch kommen kann, haben wir in den Medien gesehen.
Es ist eine tiefe Erschütterung. Mehr noch als die für die meisten vergleichsweise ungreifbare Coronapandemie sind hier tausende Leute buchstäblich in ihren Grundfesten betroffen. Zuerst äußerlich in ihrem Besitz, auf den sie sich verlassen haben. Aber mehr noch und auf Dauer in ihrer existentiellen Gewissheit:
Wo kann ich überhaupt noch wohnen, um sicher zu sein vor den zukünftigen Unwettern?
Was hält noch, wenn mein Haus, meine Wohnung weggerafft wird? Was zählt, was bleibt überhaupt noch? Worauf kann ich mich verlassen? Wo und wie finde ich Sicherheit und Halt?
Ich muss mich hier erfreulicherweise nicht detailliert mit den vielen vielen Fragen nach Haustechnik, Versicherungen, Bauordnungen, Flächenversiegelung, Zersiedelung und den globalen Problemen des wegen der Polerwärmung erlahmenden Jetstreams befassen, der
solche lange anhaltenden Wetterlagen möglich macht.
Aber es gibt ein fundamentales Wort Jesu dazu, das in diese ganze Situation sowohl individuell wie auch global schockierend passgenau hineinspricht:
„Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.“
Matthäus 7,24
Jesus beendet mit diesem warnenden Schlusssatz seine Bergpredigt. Sie beinhaltet die Worte, die wir hören und danach handeln sollen, um nicht alles zu verlieren. Er meint es sehr ernst mit der Bergpredigt und sieht die Möglichkeit, nach ihr zu handeln und zu leben.
Es wird höchste Zeit, dass wir diese seine Worte aus der Ablage eines
unerfüllbaren Moralanspruchs hervorholen und uns fragen:
Wenn daran unser persönlicher und unser globaler Fortbestand hängt: Wie um Gottes Willen können wir ihr Anliegen erfüllen? Nach dieser entscheidenden Antwort möchte ich mit Euch und Ihnen suchen auch in den weiteren Impulsen hier. Soviel aber schon:
Das wird nicht mit eiserner Disziplin und allein unserer gewollten Leistung gehen, sondern nur durch die Freisetzung der göttlichen Möglichkeiten in uns und um uns.
Die entscheidende Brücke dorthin wird das Beten sein, um von unseren in Ängsten, Festhalten, Lieblosigkeit und Gewalt gegen uns selbst und all unsere Umwelt befangenen Handlungsmustern erlöst zu werden.
Wir bauen noch viel zu viel auf Sand.
Bleiben wir herzoffen.
Mit ebensolchem Gruß von Johannes Lieder
Köln, den 23. Juli 2021
Johannes Lieder - 23:01 @ Impulsartikel | Kommentar hinzufügen
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