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21.05.2021
Wenn wir schauen, was für den spirituellen Weg und damit für die ganze Jesusbewegung und auch für die Lebendigkeit aller Religionen substantiell ist,
lohnt es sich, noch näher und tiefer hinzusehen. Da gibt es ein Wort aus der geistlichen Tradition, was harmlos klingt, aber zum Maßstab wird: Die Disposition, die innere Ausrichtung, die rechte Grundhaltung. Sie geht allem, was ich zum Beten gesagt habe, noch voraus, liegt ihm zugrunde. Diese Grundausrichtung muss stimmen, stimmig sein, sonst ist mein Beten gleich auf der falschen Spur.
Ignatius von Loyola besteht in allen seinen Hinweisen zur Gestaltung einer Gebetszeit auf dem sogenannten „Gebet um Offenheit und Verfügbarkeit“, das dem inhaltlichen Gebet noch vorausgeht. Ich formuliere es einmal frei mit meinen Worten zum Beispiel so:
„Ich blicke nicht durch. Ich habe das Wesentliche nicht im Griff. Ich bin unsäglich hungrig und durstig nach Liebe. Ich kann mich nicht selbst erlösen. Aber ich kann mir mit all meiner möglichen Kraft wünschen, offener zu werden und durchlässiger für Deine göttliche Liebeswirklichkeit. Möge alle göttliche Macht in mir wachsen, damit ich der Liebende werde, der ich im Innersten schon bin und den diese Welt und das Universum braucht.“
Darum spreche ich von und für die Aufgebrochenen, die in ihrem Leben zu dieser Haltung gefunden haben und immer neu finden. Die, deren Herz berührbar ist und bleibt, die Herzoffenen, die gar nicht anders können als mitfühlend zu sein, weil sie ihre Bedürftigkeit erfahren und die sich von Enttäuschungen und Verletzungen nicht davon abbringen lassen, ihren Empfindungen zu trauen und sich irgendwie hoffnungsvoll halten, wo es scheinbar aussichtslos ist.
Ich bin da in guter Gesellschaft:
Jesus meint wohl genau solche Menschen, wenn er durch die Stimme des Matthäus (Kapitel 5, 3-10) seiner programmatischen Bergpredigt die sogenannten Seligpreisungen vorausschickt, gleichsam als den Adressatenkreis, bei dem er sich Verständnis, Einfühlung und Aufnahme für seine Botschaft verspricht, den guten Boden, in dem seine Liebeskraft Wurzeln schlagen kann:
„Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; / denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden
Selig, die rein sind im Herzen; / denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; / denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Sie kennen sie in dieser Welt:
Die Bescheidenen, die ihre Bedürftigkeit nicht übertünchen, die Empfindsamen, die oft den Kürzeren ziehen, die Idealisten mit dem viel zu weichen Herzen, die viel zu Naiven ohne Hintergedanken, die Streitschlichter, die von den Poltergeistern angefeindet werden.
Sie könnten die Liste mit Ihren Erfahrungen weiter verlängern.
All diese sind bei Jesus die Ersten, seine Lieblinge, Freundinnen und Freunde, wo er sich wohl fühlt und gehört. Ihnen verspricht er buchstäblich das Blaue vom Himmel herunter! Sie sind oft die in der Welt Kleinen, aber bei Gott die Größten, die er mit wirklicher Macht, mit Heil und Liebe überschütten will.
Um diese Herzenshaltung geht es, wenn wir uns vor Gott stellen. Dann öffnen sich alle Tore und wir blühen auf in Seinem warmen Licht oder erbrennen von der Leidenschaft Seines Liebesfeuers, wie es die Jüngerinnen und Jünger Jesu am Pfingstfest erfahren haben.
Von daher müssen wir leben und Kirchen, Religionen und unsere Welt werden neu werden.
In diesem Sinne: Bleiben Sie herzoffen!
Ebensolche Grüße von Johannes Lieder
Köln, den 21. Mai 2021
Johannes Lieder - 22:16 @ Impulsartikel | Kommentar hinzufügen
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