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07.05.2021
Wenn das Beten die unmittelbare Kontaktaufnahme mit dem Göttlichen ist und die Quelle auf dem Wüstenweg ins gelobte Land einer liebevollen Kirche, Religion und Welt, dann müssen wir es immer mehr lernen, verlebendigen und vertiefen.
Dazu können wir viel von einem der großen Gebetserfahrenen lernen, von Jesus von Nazareth.
Ich sage bewusst nicht, von Jesus Christus, denn dann geht die gewohnte Platte an: Er war der Gottesssohn und dadurch quasi genetisch ein Gebetsüberflieger, der nichts suchen und sich nicht weiterentwickeln musste.
Betrachten wir ihn einfach mal biografisch nach heutigem Erkenntnisstand, wird es viel spannender, vor-bildlicher:
Ganz normal in eine mittelständische jüdische Familie im Provinznest Nazareth geboren, wuchs er mit mehreren Geschwistern religiös sozialisiert auf. Von seinen ersten etwa 30 Jahre wissen wir nichts, nichts Besonderes, keine Auffälligkeiten.
Dann ein wichtiges Faktum: Er wurde ein Jünger Johannes des Täufers, einer ziemlich radikalen und strengen Reformbewegung damals. Das heißt: Er war ein Suchender, dem der regelmäßige Gang in die Synagoge nicht mehr reichte. Aber er behielt seinen eigenen Kopf. Sein Beten wurde tiefer, persönlicher: „Wenn Du aber betest, geh in Deine Hinterkammer und verriegle die Tür. Dann bete zu Deinem Vater, der im Verborgenen ist…“ (Matthäus 6,6,), sagt er später. Man sieht ihn das einzige kleine Hinterzimmer des Hauses dafür in Beschlag nehmen. Bei diesem intimen innersten Herzensbeten „im Verborgenen“, griechisch im „krypton“, erfährt er eines Tages das, was sein ganzes provinzielles Leben verändert und herausfordert: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“(Lukas 10,18)
Eine mystische Grunderfahrung würden wir es heute nennen.
Eine Einheitserfahrung: Gott ist das Gute und die Liebe in allem. Das Böse, der Hass, die Gier, die Entfremdung, alles, was uns Menschen das Leben schwer macht, ist entmachtet von einer liebenden Wirkmacht, die fortan alles im Leben durchstrahlt. Darin findet er nach 30 langen Jahren des Suchens - heute etwa entsprechend jemand in den mittleren Jahren - seine Bestimmung und seine Botschaft: „Jetzt! Die Liebesmacht Gottes wirkt! Versucht, Eure blinden Gewohnheiten loszulassen, öffnet eure Herzen, schaut hin und erlebt dies Wunderbarste.“
Oder auf biblisch: „Die Zeit ist erfüllt! Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ (Markus 1,15)
Alle Worte und Taten Jesu danach wollen die Menschen, also auch uns heute, in dieses lebendige Wirkgeschehen, in diesen Liebesstrom im Grunde des Lebens, hineinziehen, einladen, seinen Reiz spüren lassen. Und eben nicht als staunende Zuschauer, sondern als Miterfahrende! Es ist möglich, diese Erfahrung Jesu zu machen! Wie? Durch das Beten wie er selbst es getan hat.
Er lehrt keine Methode, er gibt keinen Meditationskurs, keine Hinweise zur Körper-, Sitz-, Hand- oder sonstigen Gebetshaltung.
Was dann?
„Sucht und Ihr werdet finden! Klopft an und es wird Euch aufgetan.“ (Matthäus 7,7) Betet wie eine Witwe, die ihren zuständigen Richter handgreiflich bedrängt, für Ihren nötigsten Lebensunterhalt zu sorgen (Lukas 18). Betet also wie ein Flüchtling im Lager auf Lesbos mit seiner Familie um sein Überlebensrecht kämpft. Ja, betet um Euer Leben! Aber wie sollen wir so beten? Wir haben doch alles. Satt sauber sicher. Ein gefährliches kapitalistisches Analgetikum, wie Dorothee Sölle sagte. Was fehlt uns also? Wofür lohnte es sich, so zu beten? Was suche ich in meinem Leben wirklich und aus tiefstem Herzen?
Schauen wir zuerst in unsere Welt: Alles in Ordnung? Wir hier im „Westen“ hängen in unserem Besitz in unserer gewohnten Sattheit, in unserem scheinbar sicheren Besitz fest. So viel Liebe ist ungelebt, zu unseren Nähesten und zu den Fernen, die wir jeden Tag berauben, so viel Liebe fehlt zu den Tieren, die wir nicht einmal mehr selber metzeln, zur Natur, die an unserem Lebensstil erstickt.
Und mir selbst gegenüber? Alles in Ordnung? Da ist auch noch so viel Gewalt und Vernachlässigung. So viel Liebe zu mir selbst will gelebt werden.
Betet um Euer Leben, damit Ihr wirklich ganz neu und anders und göttlich liebevoll handeln könnt. (Matthäus 5, 48)
Sonst baut Ihr Euer Haus auf Sand und der erste Sturm reißt es hinweg. (7,26)
Bleibt nicht in Euren Alltagssorgen stecken, sondern sucht zuerst diese lebensnotwendige Verbindung mit dem göttlichen Lebensstrom, ohne den ihr verdorrt (Matthäus 6,33 und Johannes 15 (nur ohne die christologische Fixierung)).
Um diese dringlichste Intensität im Kontakt mit Gott geht es Jesus. Das zuerst. Diese Not-Wendigkeit. Wie das dann genau geht, lehrt uns unser Herz im Tun des Gebetes Schritt für Schritt. Nur immer wieder anfangen. Nur nicht zu viel Anstrengung, zu viel Machenmüssen, zu viel Methode und Worte: Spüre Deiner Sehnsucht nach.
Dann: Sei still und vertrau auf das Liebeswirken Gottes.
Anregungen dazu z.B. auf dieser Webseite unter “Übungen”.
Nächsten Freitag mehr dazu.
Bleiben Sie herzoffen.
Mit solchem Gruß von Johannes Lieder
Köln, den 07. Mai 2021
Johannes Lieder - 14:43 @ Impulsartikel | Kommentar hinzufügen
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